Vom Kontinent des Kolibris 88 – Licancabur, der Star der Vulkane in der Wüste

Vom Kontinent des Kolibris 88 – Licancabur, der Star der Vulkane in der Wüste

 

 

In der trockenen Region der chilenischen Atacama-Wüste trifft man auf außergewöhnliche Naturphänomene ebenso wie auf faszinierende Legenden…

 

Eine davon erzählt von den beiden eindrucksvollen Vulkanen Licancabur und Láscar, die sich hinter der Wüstenoase San Pedro de Atacama malerisch und majestätisch erheben. Zwei Brüder sollen sie sein – und beide verliebten sich einst in die bezaubernde Vulkan-Schönheit Juriques. Juriques wählte Licancabur als ihren Liebsten, weshalb Láscar in Trauer verfiel und bitterlich weinte, wobei seine Tränen schließlich einen großen See in der Talsenke bildeten. Auch erfüllte immer mehr tiefe Wut Láscars Herz und er begann, Feuer zu speien. Die ganze Umgegend trocknete daraufhin aus und wurde zur Wüste, aus dem See entstand eine weiße Salzpfanne, der Salar de Atacama inmitten der Atacama-Wüste.

 

Mit seiner Höhe von 5.920 Metern über dem Meeresspiegel erhebt sich der Licancabur etwa 38 Kilometer östlich von San Pedro de Atacama an der Grenze zwischen Chile und Bolivien in der „Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Abaroa“. Er ist nicht der höchste Vulkan der Welt – dieser Rekord gebührt dem nahezu 6.900 Meter hohen weiter südlich liegenden Ojos del Salado. Dennoch weist der Licancabur einen Weltrekord auf, denn in seinem Krater liegt der höchstgelegene Süßwassersee der Erde!


Für die Wissenschaft der Weltraumforschung ist die Kraterregion des Licancabur hochinteressant, denn es herrschen Lebensbedingungen mit niedrigem Luftdruck, wenig Sauerstoff, intensiver Ultraviolett-Strahlung und extremer Kälte, wie sie auf fremden Planeten oder Monden vermutet werden. Der etwa 5.000 Quadratmeter große See ist aufgrund von Lufttemperaturen bis zu minus 30 Grad Celsius den Großteil des Jahres von einer dicken Eisschicht bedeckt, unter der sich eine wärmere Wasserlage ausbreitet, die vermutlich von der Wärme des Erdinnern erhitzt wird. Es ist erstaunlich, welche Vielzahl an Flora und Fauna man trotz dieser außergewöhnlichen Umweltbedingungen findet und welche Mikroorganismen sich im Kratersee entwickelt. Wissenschaftler (beispielsweise der NASA) erforschen die extremen Lebensbedingungen, unter denen es Menschen gelingt, hier zu überleben. Sie sollen die Forschung voranbringen in ihren Überlegungen, ob es Lebewesen z.B. auf dem Mars geben kann, da man dort dieselben Bedingungen vermutet. Im Dezember 2003 wurde am Gipfel des Licancabur mit einem UV-Index von 43 die höchste jemals auf der Erdoberfläche registrierte UV-Strahlung gemessen!

 

Wenn man den Gipfel des Licancabur erreichen möchte, kann man geführte Touren in San Pedro de Atacama / Chile sowie in Uyuni / Bolivien buchen. Der einfachere Weg führt von der auf bolivianischer Seite direkt vor dem Vulkan gelegenen Laguna Verde nach oben, denn dort ist der Gipfel meist eisfrei. Von chilenischer Seite ist ein Aufstieg nur mit genauer Ortskenntnis und deutlich beschwerlicher möglich. Die dünne Luft der hohen Höhenlage, die weiche Vulkanasche sowie das scharfkantige Gestein machen den Weg äußerst anstrengend und mühsam. Auf beiden Pfaden sowie direkt auf dem Gipfel finden sich Überreste von Inkaruinen. Die Gipfel der Anden – nicht zuletzt solch schöne, ebenmäßig und unerreichbar scheinende Vulkankegel – wurden einst als Huacas verehrt, heilige Orte, an denen Priester Zeremonien abhielten und den Göttern Opfer dargebracht wurden.

 

Wer sich die Mühe macht, den Unbilden der Höhenlage trotzt und den Aufstieg zum Gipfel schafft, den entschädigt bei guter Fernsicht ein spektakulärer Blick aus nahezu 6.000 Metern über dem Meeresspiegel auf die fantastische, malerische Andenlandschaft. Etwas unterhalb ist der breite Krater des Juriques zu sehen, noch tiefer liegen die bunt gefärbten Lagunen. Auf der chilenischen Seite fällt der ebenmäßige Kegel des Pilli auf, daneben der etwas höhere Sairecabur. Auf dem Licancabur kann der Kraterrand bis zur gegenüberliegenden Seite gequert werden. Dabei müssen nur wenige Höhenmeter Zwischenabstieg gemeistert werden und belohnt wird man mit dem Blick auf die 3.000 Meter unterhalb liegende Region rund um San Pedro de Atacama.

 

Doch auch, wem solch ein strapaziöser Aufstieg zu heftig ist, kommt voll auf seine Kosten: Der Licancabur ist aufgrund seiner ebenmäßigen Pyramidenform sowie seiner enormen Höhe schon von weitem in der Atacama-Wüste zu sehen. Er erhebt sich etwa 3.000 Meter über der Wüstenebene und bietet eine herrliche Kulisse oberhalb des berühmten Mondtales, des Salar de Atacama und der ganzen Gegend. Auf bolivianischer Seite ragt er fotogen ca. 1.300 Höhenmeter direkt hinter der Laguna Verde auf.

 

Man spricht ja manchmal von Kraftplätzen – die Region um den Licancabur war dies  schon für die indigenen Völker und ist es bis heute für uns Menschen geblieben.

 

Ich wünsche Ihnen ein kraftvolles Frühjahr,

Martina Ehrlich



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