Norwegenfahrt der CAPE RACE von Hamburg nach Bodø – Teil 1

Teil 1: Norwegenfahrt der CAPE RACE – von Hamburg nach Bodö, abgeschickt am 08. 4. 2025 von Andreas Umbreit, Expeditionsleiter


Diese Fahrt entspricht bisher so gar nicht den Norwegen-Klischees: seit der Abfahrt von Hamburg genossen wir eine Woche fast nur mit Sonnenschein und weitgehend ruhiger See, kombiniert mit Frühlingserwachen in der Natur - und fast ohne Begegnungen mit anderen Touristen an den besuchten Orten. Bisher also ein perfekter Zeitpunkt für diese Reise, auf der wir uns zu allererst auf Orte konzentrieren, die eher abseits der gängigen Reiserouten liegen und für die unsere CAPE RACE ihren großen Vorteil ausspielen kann: ein kleines Schiff mit geringem Tiefgang, mit dem sich gerade jene Ziele an Norwegens spannender Küste erkunden lassen, die mit Flugzeug, Bahn, Bus, Auto und Fähren nur vergleichsweise mühsam erreichbar sind. Keiner der bisher angelaufenen Orte gehört im übrigen auch zum breitgetretenen Standardrepertoire der Hurtigruten und selbst für die CAPE RACE waren viele der angesteuerten kleinen Orte oder Inselchen Premieren.



Nach dreitägiger Querung der ziemlich ruhigen Nordsee von Hamburg her war Kvinnherad unsere erste Landung, besser bekannt durch das dortige Schlösschen der barocken Baronie Rosendal in ihrem bezaubernd-romantischen Landschaftspark mit benachbarten Wasserfällen und umrahmenden Berggipfeln, nachmittags mit einem ergänzenden Abstecher durch die Felskulisse des Fjords zur kaum bekannten hochmittelalterlichen Klosterruine von Halsnøy. Am 5. April bildete die karg-niedrige, menschenleere Felseninsel Sletningen ganz draußen zur offenen See hin einen starken Kontrast zur vortägigen geschützten Szenerie tief in den Fjorden, während wir nachmittags an dem kleinen Handelsplatz Nåra anlegten, zu dem der Zugang selbst für unsere kleine CAPE RACE nicht ganz einfach war.

Skongsnes Fyr war am folgenden Morgen das Ziel der Wanderer in unserer Gruppe, von Land her nur erreichbar auf einem bergigen Fußweg durch Kiefern- und Wachholderwälder mit immer neuen Ausblicken hinunter auf den Fjord. Am Leuchtturm kamen wir ins Gespräch mit einem jungen norwegischen Pärchen, das gerade die Möglichkeit nutzte, im ehemaligen Leuchtturmwärterhaus einen Kurzurlaub zu machen. Vom Leuchtturm aus war in der Ferne auch unser Nachmittagsziel schon sichtbar: die Insel Selja, mit den gut erhaltenen Ruinenresten des einst bedeutenden Klosters Selje, das der Sage nach auf die Flucht einer irischen christlichen Prinzessin und später in Norwegen hochverehrten Heiligen Sunniva hierher im späten 10. Jahrhundert zurück geht. Ein abgelegener, besinnlicher Ort, passend zum Sonntag, den wir völlig für uns allein hatten.




Der Montag begann mit dem Besuch der einsam 14 km vor der Küste im Meer liegenden, nur wenige 100 Meter durchmessenden niedrigen Felseninsel Grip, auf dem sich die gut bewahrten Gebäude einer 1974 aufgegebenen Fischersiedlung um eine schlichte Stabkirche drängen, gelegentlich genutzt als Wochenend- und Feriendomizil von den Familien der einstigen Bewohner - bei unserem Aufenthalt waren gerade mal 3 von ihnen auf der Insel anwesend. Für den Nachmittag steuerte die CAPE RACE dann Magerøya weiter innen im Schutz des Inselgürtels vor der Küste an, wo wir an einem ehemaligen Herrensitz landeten, der von zauberhaftem Wald mit dick von Moos bedeckten Steinen umgeben ist. Bis auf ein schweizer Pärchen mit ihrer Segelyacht waren wir auch hier völlig allein.



Dienstags stand dann ein weiterer einstiger Fischerort, Sør-Gjæslinga, weit draußen auf den vorgelagerten Schären auf dem Programm, der bis in die 1970er Jahre außerhalb der Lofoten die wichtigste Basis für die Kabeljaufangsaison jeweils am Jahresanfang war: damals drängelten sich hier unter primitivsten Bedingungen in Januar und Februar bis zu 4000 Menschen mit ihren kleinen Booten - heute ein Museumsdorf, in dem niemand mehr dauerhaft lebt. Ein Handwerker, der dort gerade ein paar Gebäude reparierte, öffnete uns netterweise extra die ehemalige Fischannahmestelle, den einstigen Dorfladen und das frühere Fischer-Gemeinschaftshaus und beantwortete in starkem örtlichem Dialekt meine Fragen, was ich sodann unserer Gruppe übersetzte. Bisher hatten wir also eine bunte Mischung aus kargen Felseilanden ganz draußen, geschützten kleinen Orten weiter innen in der Küstenlandschaft, sowie Fischereikultur und Zeugnissen der spannenden norwegischen Geschichte, all dies weit abseits der gängigen Touristenströme.

So weit die erste Hälfte unserer spannenden Entdeckungstour. Von Sør-Gjeslinga her machen wir nun erst mal etwas Strecke, denn der Wetterbericht für die nächsten Tage sieht deutlich durchwachsener, teils auch stürmisch, aus, sodass wir durch einen größeren Sprung nach Norden mehr zeitliche Flexibilität hinsichtlich wechselnder Wetterbedingungen bekommen, um auch noch die Lofoten ins Reiseprogramm einzubauen, bevor diese zweiwöchige Fahrt dann am 15. April in Bodø endet. Mit der folgenden Gruppe geht es dann von Bodø im Laufe von 11 Tagen wieder südwärts bis Stavanger.


Hilsen fra den norske kysten (Grüße von der norwegischen Küste),

Andreas Umbreit (Expeditionsleiter)


Der 2. Teil dieses Reiseberichtes folgt am 24.04.2025 auf diesem Blog.

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