Norwegenfahrt der CAPE RACE von Hamburg nach Bodø – Teil 2

Teil 2: Norwegenfahrt der CAPE RACE – von Hamburg nach Bodö, (Polarkreis - Lofoten, abgeschickt am 13.04. 2025 von Andreas Umbreit, Expeditionsleiter


Nach einer Woche von Hamburg her mit nahezu durchgehend wolkenfreiem Himmel und Frühlingsstimmung deuteten die Wetterberichte auf einen erheblichen Wetterumschwung hin, weshalb ich auf unserer Route in Richtung Polarkreis auf ein paar größere Tagesetappen Wert legte, um mehr Zeitreserven zum Umgehen allzu unangenehmer Bedingungen zu gewinnen. Und ein Dramaturg hätte den Wetterumschwung nicht perfekter planen können: in den frühen Morgenstunden des 9. Aprils querte die CAPE RACE den Polarkreis auf und statt Frühlingsatmosphäre erwachten wir in Seegang und einer bis zu den Ufern hinab verschneiten Winterwelt, auf dem Weg zur Engabreenzunge des Svartisen, dem einzigen auf unserer Route zumindest gut sichtbaren Gletscher. Im Fjordinneren wurde es ruhiger, Sonne und Schneeschauer wechselten sich ab und gaben dank hoher Wolkenuntergrenze tatsächlich immer wieder den Blick auf die Gletscherzunge frei, die mit dem Eisblau ihrer zahlreichen Spalten und dem Weiß des Neuschnees einen faszinierenden Anblick bot. Unsere Wanderer marschierten bis auf den Moränenrücken des vorgelagerten Gletschersees, um einen noch besseren Blick auf See und Gletscher zu erhaschen. Anschließend kam die Forschungsausrüstung der CAPE RACE zum Einsatz: Nehmen von Wasserproben für Messung von Salinität und Temperatur, Planktonproben zum Betrachten und Bestimmen unter dem Mikroskop. Spät nachmittags und die Nacht hindurch nutzten wir eine Lücke in den Wellen schlechten Wetters draußen auf offenerer See, um den Sprung über die riesig breite Öffnung des Ofotenfjords hinüber zu den Lofoten zu wagen, wo wir einen vollen Tag erst im Postkartenmotivort Reine, und dann für eine Wanderung vom innersten Reinefjord verbrachten, auch hier begleitet vom ständigen Wechsel aus über uns hinwegziehenden Schneeschauern und Sonnendurchbrüchen, was für spannenden Lichtwechsel sorgte.




Am 11. April steuerten wir morgens die winzige Siedlung Sund an, wo ein einheimischer Schmied und sein Sohn in 2. und 3. Generation ihr Handwerk ausüben und unserer kleinen Gruppe sowohl das Schmieden von eisernen Kormoranfiguren, als auch ihr privates Fischereimuseum und ihre Sammlung funktionsfähiger historischer Motoren vorführten. Nachmittags erreichten wir eines der bekanntesten Fotomotive der Lofoten: die ehemalige, gut erhaltene Fischer- und Walfängersiedlung Nusfjord in ihrem engen, wildromantischen Fjord. Während sich hier im Sommer Busladungen von Touristen durch die engen Sträßchen wälzen, stellten wir dort jetzt Mitte April mit unserer kleinen Gruppe schätzungsweise fast die Hälfte der gleichzeitig anwesenden Besucher, hatten den Ort also praktisch für uns, der heute nahezu ausschließlich auf Tourismus ausgerichtet ist, aber damit zumindest seine gut erhaltene historische Bausubstanz gut bewahren kann.
Hier ankerten wir auch über Nacht, um dann am nächsten Morgen in Richtung Henningsvær aufzubrechen - mit den dortigen ca. 500 Einwohnern eine ungewohnt große und lebhafte norwegische Siedlung, die sich über mehrere flache Felsinseln ausdehnt, zwischen denen sich geschützt die Hafenbecken befinden, umkränzt auch von zahlreichen Stativen für Trockenfisch, die in unserer Jahreszeit am Ende der hauptsächlichen Fangsaison auch tatsächlich in Gebrauch sind.

Sonntag war der Tag, der laut Wetterbericht sich noch am ehesten für die erneute Querung des breiten Ofotenfjords in Richtung Festland anbot, und tatsächlich waren die Bedingungen so günstig, dass wir vormittags noch einen Abstecher zur kleinen Felseninsel Skrova einbauten, die nicht nur ein Schwerpunkt der regionalen Seeadler-Population ist, sondern deren kleiner Ort auch als derjenige mit der höchsten Millionärsdichte im Verhältnis zur Einwohnerzahl gilt: den außergewöhnlich vielen Sonnenstunden, sowie der leichten Erreichbarkeit mit Fähren von Svolvær und Bodø her sei dank, während fehlender Straßenanschluß und ein für große Schiffe zu seichter Hafen den Lofoten-Massentourismus auf Abstand halten: also genau die richtige Art von Ziel für unsere kleine CAPE RACE, bewusst abseits der Standard-Destinationen. Nebenbei führte der Weg dorthin, die Insel selbst und die weitere Route über den Ofotenfjord erneut an malerischen Leuchttürmen vorbei: allein mit diesen eindrucksvollen Seezeichen ließe sich als Ergebnis dieser Reise ein ganzer Kalender füllen.





Abends passierten wir bereits Bodø, wo wir morgen, am 14. 4., ankommen wollen, allerdings vorher noch hoffentlich mit einem Abstecher zu den etwas südlich davon gelegenen wilden Strudeln des Gezeitenstroms Saltstraumen, sofern dies morgen das Wetter zulässt, das erstmalig auf dieser Reise eine wenig einladende Kombination aus Regen und sich zu Sturm entwickelndem Wind vorhersagt. Gegebenenfalls haben wir sonst mehr Zeit für Bodø, wo sich mehrere Teilnehmer schon auf das dortige bekannte Luftfahrtmuseum freuen, bevor diese Reise dort dann am Dienstag endet.
Unterstützt von Wetterglück und einer opportunistisch-spontanen Reiseplanung von Tag zu Tag hat sich die norwegische Küste von ihrer besten Seite für ein Erleben dieser grandiosen Gegend gezeigt - und die CAPE RACE wieder einmal als ideales Schiff, um komfortabel Plätze anzusteuern, die der Massentourismus entlang dieser Küste zumindest zu dieser Jahreszeit ignoriert. Sieht man von Henningsvær gestern ab, haben wir seit Verlassen Hamburgs insgesamt bisher noch nicht einmal 100 andere Touristen getroffen, phantastische Orte wie die abgelegene Inselsiedlung Grip oder die imposante Klosterruine Selja hatten wir sogar völlig ohne andere Reisende nur für uns. Die Mehrzahl unserer Teilnehmer war schon früher in Norwegen, sei es per Hurtigruten, Bahn oder Auto - aber die Küstenperspektive mit der CAPE RACE abseits des Massentourismus war auch für sie fast vollständig neu und immer wieder überraschend.

Grüße von nördlich des Polarkreises,

Expedition Leader Andreas Umbreit

 





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