Vom Kontinent des Kolibris 86 – von der Oase zum hippen Wüstenort - Leguan Reisen GmbH

Wer in Chile in die weltweit bekannte Atacamawüste reisen möchte, stößt bei seiner Recherche unwillkürlich auf den Wüstenoasenort San Pedro de Atacama

Dieser Ort ist uralt – älter noch als die Küstenstädte Antofagasta oder Iquique, als all die Städte entlang der pazifischen Küste Chiles. Schon seit Jahrtausenden siedelten hier die Likan Antai, denn es gibt hier Wasser, das als Rio San Pedro von den Bergen kommt und im Großen Salzsee, dem Salar de Atacama, versickert. Die heute meistbenutzte Bezeichnung der indigenen Bevölkerung in der Region lautet Atacameños und wurde im 16. Jahrhundert durch die spanischen Konquistadoren eingeführt. Sie sind heute eine der gesetzlich anerkannten indigenen Gemeinschaften Chiles. Doch der Reihe nach…

Es wird vermutet, dass bereits vor etwa 11.000 Jahren erste Siedlungen im Norden Chiles entstanden sind. Diese Menschen ließen sich in den Flussoasen der Atacamawüste nieder und bilden den Beginn der heute sogenannten San Pedro-Kultur. Der Salar de Atacama liegt südlich des Ortes San Pedro de Atacama in einem tektonischen Graben und er ist mit 3.500 Quadratkilometern Fläche der größte Salzsee Chiles.

Schon 800 Jahre vor Christus wurde die Siedlung Tulor in der Nähe der heutigen Stadt San Pedro de Atacama errichtetet, man kann die archäologische Stätte heutzutage besuchen. Tulor blieb etwa 1300 Jahre bewohnt. Die Atacameños gelten als erste sesshafte Bauern Chiles – und das mitten in der Wüste! Sie hatten nur geringe landwirtschaftlich nutzbare Fläche zur Verfügung und bauten aus diesem Grunde Terrassen, die sie künstlich bewässerten und mit Lamakot düngten. Angebaut wurden Bohnen, Feigen, Baumwolle, Kürbisse Mais und Kartoffeln. Lamas und Alpakas dienten als Transportmittel in den Handelskarawanen zur Küste und in die Berge. Natürlich wurden auch die Felle, Häute, Knochen sowie das Fleisch genutzt. Sie entwickelten auch ein Geschick zum Töpfern, Weben, Flechten, Schnitzen sowie in der Metallbearbeitung. Durch ihren Glauben an ein Leben nach dem Tod wurden Verstorbene mit ihrer Kleidung, ihren Werkzeugen und zusätzlich mit Nahrung beerdigt. Man kann heutzutage im sehr guten Archäologischen Museum in San Pedro de Atacama wertvolle Funde bestaunen – von Alltagsutensilien bis hin zu ganzen Mumien, die die Wüstensonne unglaublich konserviert hat.

Im 12. Jahrhundert unterwarfen die Inkas im Zuge der Erweiterung Ihres Einflussbereiches die Likan Antai. Sie errichteten die Wohnfestung Pukará de Quitor – ebenfalls heute zu besichtigen und sehr eindrucksvoll in einem Flusstal gelegen. Die Wüstenbewohner hinterließen – wahrscheinlich als „Wegmarkierungen“ in der Wüste an vielen Orten Petroglyphen und Geoglyphen.

Mitte des 16. Jahrhunderts unterwarfen dann die Spanier die Inkas. Sie kamen nicht vom Meer her Richtung Andengebirge, sondern stiegen wie auch einst die Inkas vom bolivianischen Altiplano hinab in die Wüstenregion. Hauptmann Francisco de Aguirre stürmte mit etwa 30 gepanzerten Reitern und ein paar Musketen die Inkafestung, enthauptete die Ortsvorsteher und ließ deren Köpfe auf den Mauern aufspießen. Dann weihte er den Ort dem heiligen Petrus und ließ eine Kirche errichten. Dies war 1540. Und so trat San Pedro de Atacama in die Neuzeit ein…

Die heutige Kirche des auf 2.450 Meter hoch gelegenen Oasenortes San Pedro de Atacama wurde im Jahre 1744 erbaut, die Decke besteht aus Kakteenholz, welches mit Lama-Lederriemen zusammengehalten wird. Jahrhunderte lang war der Ort ein Rastplatz auf den Maultierpfaden, die von der Kordillere durch die Atacamawüste führten. Da es in der unmittelbaren Umgebung weder Salpeter noch Kupfer gab, blieb San Pedro de Atacama lange Zeit ein staubiges verschlafenes 1.000-Einwohner-Nest…

Erst in den letzten 30 Jahren erlebte San Pedro de Atacama einen regelrechten Touristenboom. Es entstanden Unterkünfte jeder Kategorie, Agenturen schossen wie Pilze aus dem Boden, Cafés, Restaurants und Geschäfte werben bei den internationalen Besuchern um Aufmerksamkeit. Es gibt Ausflüge verschiedenster Art in alle Richtungen rund um San Pedro de Atacama – denn die Umgebung ist atemraubend schön! Es fällt schwer zu entscheiden, ob man den Sonnenuntergang am Salar de Atacama – der großen Salzpfanne mit ihren staksenden Flamingos, oder im Valle de la Luna von einer der hohen Sanddünen aus genießen möchte. Wenn die untergehende Sonne die nahen Vulkane der Anden – allen voran San Pedros Hausberg Licancabur – in lila-rosa-rotes Licht zu tauchen beginnt, berührt dies gewiss jeden. Tagsüber kann man Ausflüge zu Hochlandlagunen in den Anden unternehmen, frühmorgens eine abenteuerliche Nachtfahrt hoch zum höchstgelegenen Geysirfeld der Erde El Tatio, wo nur zum Sonnenaufgang die Erde brodelt und Wasserdampf in die Höhe schickt. Man kann ursprüngliche Siedlungen besuchen, in natürlichen heißen Quellen baden oder am Abend den fantastischen Sternenhimmel bestaunen – einfach so oder professionell bei einer astrologischen Tour.

Um die 50.000 Besucher kommen angeblich jedes Jahr in die Region. Die einheimische Bevölkerung hat sich – wenn sie nicht irgendwie im Tourismus arbeitet – aus dem Zentrum ihres einstigen ruhigen Ortes zurückgezogen. Sie leben von ihren Feldern und Ziegen. Leider bleibt den Bewohnern immer weniger Wasser, erstens natürlich durch den stets wachsenden Wasserbedarf durch den zunehmenden Besucherstrom und zweitens durch die Chuqui-Mine, die dem Rio San Pedro schon weiter flussaufwärts Wasser abzweigt.

Übrigens hat Chile auf der Höhe von San Pedro de Atacama seine breiteste Ausdehnung von um die 380 km.

Ich selbst kenne „San Pedro“ nun auch schon ein paar Jahrzehnte – noch als kleinen Oasenort, der kaum Übernachtungsmöglichkeiten bot und in dem nach Einbruch der Dunkelheit die nicht vorhandenen Bordsteine hochgeklappt wurden. Und dann, wie er sich zu einem beliebten Besuchermagnet für Reisende entwickelt hat – mit allen Vor- und Nachteilen. Es ist immer schwierig von außen zu beurteilen, was solch eine Entwicklung mit einer kleinen, traditionsreichen Siedlung macht… Macht es sie im Grunde kaputt? Oder ist es Fortschritt, Weiterentwicklung und Hoffnung für neue Generationen der Einheimischen, die dann vielleicht dableiben und nicht abwandern in die Städte? Veränderung ist Teil des Lebens und der Geschichte.

Eines ist jedoch geblieben, wie es ist: das ist die fantastische Landschaft – unwirtlich karg und leer, berauschend schön und einzigartig. Wer die Gelegenheit hat, sollte den „Weg in die Wüste“ nehmen und die Region an ruhigen Plätzen auf sich wirken lassen.

Bis in zwei Wochen wieder

Martina Ehrlich

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