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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 51 – Geheimnisse der Wüste

Vor einer Woche schrieb ich über das Wetterphänomen El Niño. Meeresströmungen sind für unser Wetter und damit auch für das „Gesicht unserer Erde“ verantwortlich. Die Westküste Südamerikas auf Höhe Nordchiles und Perus ist geprägt vom kalten Humboldtstrom, der es dort so gut wie nie regnen lässt. Namentlich bekannt ist der Begriff der Atacamawüste Chiles. Dieser schmale Wüstenstreifen, der sich mal breiter und mal schmaler zwischen Pazifik und steil aufragendem Gebirge drängt, macht jedoch an keiner Landesgrenze halt und zieht sich nördlich von Santiago de Chile über etwa 3.500 Kilometer bis fast an die Grenze zwischen Peru und Ecuador. Ein langer unwirtlicher Küstenwüstenstreifen, der nur Richtung Anden oder ab und zu an der Küste Abwechslung schenkt. Diese Wüste ist mancherorts so trocken, dass man von Orten berichtet, an denen es über Hunderte von Jahren keinen einzigen Tropfen geregnet hat und die als trockenste Wüste der Erde bezeichnet wird.

Diese „tote“ Erde ist jedoch voller Bodenschätze und hat schon manchen wirtschaftlichen Boom erlebt, der anschließend Geisterstädte zurückließ. Bahnstrecken und Verbindungswege zum Abbau wertvoller Mineralien wurden gebaut. Manche sind mittlerweile wieder aufgegeben, andere blieben und wirken heute wie Lebensadern im toten Land. Wenn man auf der berühmten „Panam“ durch diese Küstenwüste von Nord nach Süd oder umgekehrt fährt, kann man schon schwermütig werden…

Da diese furztrockene Wüste nichts verwesen, sondern nur vertrocknen lässt, ist sie eine wahre Schatzkammer der Vergangenheit. Schon lange bevor die europäischen Eroberer sie „entdeckten“, haben Menschen versucht in diesem Landstrich zu leben. So tot das Land erscheinen mag, so voller Leben ist der unmittelbar angrenzende Pazifik. Im kalten Meerwasser tummelt sich Krill, der Milliarden von Makrelen ernährt, die wiederum Nahrung für Fische, Vögel und Meeressäuger sind. Ein perfekter Nahrungskreislauf, der auch dem Menschen dient. Ebenso die fruchtbaren vulkanischen Hochebenen der Anden, in denen Kartoffeln, Mais und Andenhirse gedeihen und in denen die Kleinkamele ihren Lebensraum haben. Zwischen diesen beiden Nahrungsquellen liegt kahl und trocken und unwirtlich die menschenfeindliche Wüste.

Es gibt nur wenige Flussläufe, die von den westlichen Andenhängen hinab ins Tal und dann weiter bis an den Pazifik fließen. Bevor die Menschen fest an einem Ort siedelten, zogen sie im Lauf der Jahreszeiten von den hohen Bergregionen entlang der Flussoasen bis hinab ans Meer und wieder zurück. Später – als die Menschen sich fest an einem Ort niederließen – wurden regelrechte Handelsrouten erschlossen. Wichtige Lebensmittel der Berge wie Knollenfrüchte, Lamafleisch und Mineralien wurden zum Meer transportiert, und im Tausch dagegen wurden Fische, Muscheln und später Produkte der Flussoasen wie Baumwolle, Tomaten, Paprika und Kürbisse in die Höhe gebracht. Ganze Lamakarawanen waren unterwegs, vollbepackt mit wertvollem Gut – schließlich kann so ein Lama bis zu 50 kg tragen.

In den entstandenen Siedlungen bildeten sich soziale Gemeinschaften bis hin zu komplexen Kulturen, die zum Teil hervorragende Künstler ausbildeten und ein perfekt an die Wüste angepasstes Leben führten. Immer wieder werden in der Küstenwüste am Pazifik spektakuläre Funde gemacht, die von sagenhaften Kulturen erzählen – weit vor der Zeit der so bekannten Inka Hochkultur. Die Wüste konserviert alles – von Kunstgegenständen aus Fasern, Federn, Holz und Metallen bis hin zu menschlichen Mumien. Man kann wie in einem offenen Geschichtsbuch darin lesen – und staunen. Hier seien nur ein paar dieser kulturellen Überlebenskünstler genannt wie beispielsweise die Atacameña-Kultur in Nordchile mit ihren bestens konservierten Mumien und aller Grabbeigaben.

Oder der spektakuläre Fund auf der peruanischen Paracas Halbinsel, als der Archäologe Julio C. Tello 1927 eine Begräbnisstätte mit 429 männlichen Mumien fand. Diese waren alle in unzählige bunte, fein gewebte Tücher und Kleidungsstücke gewickelt, die Darstellungen aus dem täglichen Leben tragen. Die Webtechnik und die Farbzusammenstellung der Gewebe gelten als einmalig in der Welt. Die Fäden wurden extrem dünn versponnen und so dicht gewebt, dass man bis zu 200 Fäden pro Zentimeter zählen kann! Die Paracas Kultur wird auf 700 Jahre vor bis 200 Jahre nach Christus datiert.

Dann gab es zwischen 200 und 800 Jahren nach Christus die Moche in Nordperu, wo sie zwei mächtige Pyramiden aus Adobeziegeln errichteten – die Mond- und die Sonnenpyramide. Die Moche werden oft als die „Griechen Südamerikas“ bezeichnet, denn sie gelten als kriegerisch und hinterließen dennoch äußerst feinsinnige Kunstwerke. Man fand in der Wüste Wandmalereien, Holz-, Muschel- und Textilarbeiten, hervorragende Kunstgegenstände aus Gold und Kupfer sowie die wohl ideenreichsten Keramikgefäße. Es gibt keine Szene des Lebens, die die Moche nicht in Ton geformt haben. Man kann anhand der gefundenen Keramik die Kleidung, Nahrung, das Handwerk, Kriegsgeschehen, die Zeugung, Geburt, Krankheiten, Religion, Totenkult, Dämonen – also den kompletten Lebenskosmos der Moche nachvollziehen. Alles ist sehr fein und detailreich dargestellt und bemalt.

Später entstand an der Nordküste Perus im Gebiet der einstigen Moche die Kultur der Chimú. Der Stammvater und erste König war Naymlap, der angeblich auf einem Balkenfloß von Norden übers Meer kam und das Reich der Chimú mit dem Bau der großen Adobe-Stadt Chan-Chan gründete. Chan-Chan breitete sich auf über 18 Quadratkilometern Fläche aus, zählte über 100.000 Einwohner und gilt als größte je erbaute Stadt aus Adobeziegeln. Religion und Kunst der Chimú waren ganz auf ihr Leben in der Wüste und am Meer ausgerichtet. Ihre Mauerfriese sowie die schwarze, polierte Keramik stellen meist Meeresvögel, Fische und Wellenlinien dar. Die Religion war vom Mondkult dominiert, weil der Mond nachts die ersehnte Feuchtigkeit in die Wüste bringt. Die Sonne hingegen trocknet tagsüber alles aus. Außerdem kann der Mond die Sonnenscheibe während der Sonnenfinsternis überdecken. So wurden Mondtiere wie Hunde, Wölfe und Füchse verehrt. Die Chimú hatten ein hervorragendes Bewässerungssystem entwickelt. Letztendlich wurde ihnen dieses jedoch zum Verhängnis, als die Inka der Hauptstadt Chan-Chan die Wasserzufuhr abschnitten und damit das große Reich von immerhin 1.200 Kilometern Länge im Küstenbereich unblutig erobern. Aus der Chimú-Kultur sind erstaunliche Goldschätze gefunden worden und man vermutet, dass noch etliche Kostbarkeiten im Wüstenboden schlummern. Sie waren Meister der Triebtechnik, Ziselierung, in Durchbrucharbeiten und sie kannten den Guss in der verlorenen Form. Goldmasken, Goldketten, Goldkronen und vieles mehr wurden oft mit herrlichen Türkisen verziert, dem heiligen Stein der Chimú.

An der südlichen Küste gab es dann noch die mysteriöse Nazca Kultur – aber das ist eine eigene Geschichte, ein eigenes Geheimnis… Darüber werde ich nächste Woche schreiben.

Bis dahin schöne Sommertage

Martina Ehrlich

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2 Gedanken zu „Vom Kontinent des Kolibris 51 – Geheimnisse der Wüste“

  1. Liebe Martina, deine Artikel über Südamerika sind immer wieder sehr spannend und mit viel Wissen verfasst.
    Ich dachte, ich muss mich auch mal dazu melden.
    Da kann ich nur sagen: weiter so!
    Herzlichst Roland

    Antworten
    • Guten Morgen lieber Roland,
      herzlichen Dank für Deinen sehr netten Kommentar. Ich freue mich über die Rückmeldung – das motiviert mich und lässt mich die nächsten Beiträge mit noch mehr Freude verfassen.
      Liebe Grüße Martina

      Antworten

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